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Die Wegweiser-Arbeit 2019 im Vest

Beratung, Sensibilisierung und Veranstaltungen zum Thema extremistischer Salafismus

Das Präventionsprogramm „Wegweiser – Gemeinsam gegen gewaltbereiten Salafismus“ will den Einstieg der vorwiegend jungen Menschen in den gewaltbereiten Salafismus verhindern und bietet ein niedrigschwelliges, individuell zugeschnittenes Beratungs- und Unterstützungsangebot für Betroffene und deren soziales Umfeld. (Herbert Reul, 2020)

Dieses grundsätzliche Ziel wurde auch von den Beratungsstellen des Wegweisers im Vest in Bottrop und Recklinghausen im Jahr 2019 erreicht. Beratungen und Begleitungen von direkt Betroffenen und deren sozialem Umfeld, aber auch Beratung, Sensibilisierung und Fortbildung von Lehrkräften, Sozialarbeiter*innen und Informationsvermittlung an unterschiedlichste Zielgruppen standen im Mittelpunkt der Wegweiser-Arbeit im Vest. 2019 fanden zahlreiche Workshops, Projektvorstellungen, Fortbildungen, Veranstaltungen und Netzwerkgespräche statt, die weiterhin auf großes Interesse stoßen.

Die islamistische und salafistische Szene in NRW befindet sich weiterhin im Wandel

Ausreisen in Kampfgebiete zu islamistischen Terrororganisationen sind seit dem militärischen Sieg gegen den sog. Islamischen Staat fast vollständig zum Erliegen gekommen. Vereinzelt gibt es islamistische Anschläge, auch in Europa. Ein Teil der deutschen IS-Kämpfer*innen befindet sich noch im Ausland, entweder bei IS-verwandten Organisationen in den Nachbarländern Syriens oder in Gefangenenlagern. Viele sind nachweislich gestorben, einige sind bereits zurück nach Deutschland gekommen. Von diesem Personenkreis kann laut Verfassungsschutz NRW ein Gefahrenpotential ausgehen, da sie kampferprobt, traumatisiert oder extrem abgestumpft sein können. In der Öffentlichkeit wurden 2019 besonders die Rückkehrer*innen, darunter salafistische Frauen mit teilweise ideologisierten Kindern wahrgenommen und die islamistische Onlinepropaganda diskutiert. In NRW ging zum Beispiel die Kampagne „Realität Islam“ in die Öffentlichkeit, die mit der Sammlung von Unterschriften „gegen ein Kopftuchverbot“ Tausende von Menschen mobilisieren konnte.

(Das aktuelle Lagebild Salafismus des NRW Innenministeriums finden Sie hier zusammengefasst: www.wegweiser-vest.de/einblicke-in-das-zweite-lagebild-salafismus-nrw/)

Salafismus Online

Die Verlagerung der islamistischen Propaganda auf sozialen Medien beeinflusst auch die Wegweiser-Arbeit: Neben dem laufenden landesweiten Ausbau des Programms Wegweiser hin zu onlinegestützter Beratungsarbeit („Wegweiser Online“) hat Wegweiser im Vest eine Fachtagung zum Thema „Salafismus Online“ veranstaltet. Expert*innen stellten ihr Wissen über die Ausbreitung und den Einfluss salafistischer Propaganda und pädagogische Handlungskonzepte als notwendige Reaktionen auf diese Entwicklung vor.  Die „Datteltäter“ aus Berlin zeigten in ihren Video-Clips, wie sie ganz praktisch gegen Radikalisierungstendenzen unter jungen Muslim*innen aktiv sind. Viele Fachkräfte aus der Kinder- und Jugendarbeit, aus Schulen, aus der Präventionsarbeit und aus der behördlichen Verwaltung nahmen an der Fachtagung im „Spielraum“ der Stadt Bottrop teil. Auch in der Beratungsarbeit des Wegweisers im Vest wird immer deutlicher, dass die Online-Arbeit immens wichtig ist, um die Lebenswirklichkeit junger Menschen zu erreichen und diesen dort zu begegnen, wo sie auch online aktiv sind.

Workshops mit Jugendlichen

In den Schulen wurden 2019 vor allem 90-minütigen Sessions eingesetzt, die zielgruppengerecht und methodisch Themen rund um das Thema extremistischer Salafismus vermitteln. Das Beratungsteam legt besonderen Wert darauf, die Inhalte mit den Schüler*innen gemeinsam zu erarbeiten. Wichtig ist auch die klare Unterscheidung zwischen dem vielfältigen Islam auf der einen und dem extremistischen Salafismus und Islamismus auf der anderen Seite. Das gesamte Bildungsangebot des Wegweisers im Vest wird laufend weiterentwickelt, bei Interesse ist dieses auf der Website www.wegweiser-vest.de einzusehen. Mit Hilfe von Kino-Seminaren hat das Beratungsteam ebenfalls junge Menschen erreicht: Auf Veranstaltungen in der Cineworld in Recklinghausen wurde der Film „Der Himmel wird warten“ gezeigt und anschließend kritisch reflektiert. Diskussionen zu salafistischer Radikalisierung, zu islamistischer Propaganda und zu Wegen aus dem Extremismus bekamen im Anschluss viel Raum und Resonanz.

Das ‚Wegweiser im Vest‘-Beratungsteam hat 2019 durch Informationsvermittlung, vertrauliche Beratung und Begleitung sowie durch Einbeziehung eines professionellen Netzwerkes einzelne Personen und ganze Institutionen unterstützt. Dadurch konnten Unsicherheiten genommen und junge Menschen auf der Suche nach ihrem Glauben und ihrer religiösen Identität gestärkt werden, um so den Einstieg in den extremistischen Salafismus zu verhindern.

Bei Fragen, Beratungsbedarf oder wenn Sie befürchten, eine Person in Ihrem Umfeld könnte sich radikalisieren oder gefährdet sein, nehmen Sie Kontakt zu uns auf. Auch Eltern, Institutionen und Multiplikator*innen können sich jederzeit mit uns in Verbindung setzen.

0179/4206191

info@wegweiser-vest.de

 

(Der Bericht wurde verfasst für den Integrationsbericht über das Jahr 2019 der Stadt Bottrop)